Dokumentation des Workshops „Junge*, geht’s noch?! - Identität von Jungen*

Dokumentation des Workshops
„Junge*, geht’s noch?! - Identität von Jungen*
Onlinefortbildung für Fachkräfte aus der Kinder- und Jugendhilfe 25.03.2021, 10 – 13:00 Uhr
Referenten: Johannes Reuter / Sascha Möckel, Fachstelle für Jungen und Männerarbeit

Einladungstext:

Männer* sind Krieger, erfolgreiche Geschäftsleute, stark und unverletzlich - so gaukeln die Medienbilder es uns vor. Wenn Jungen versuchen diesen Bildern zu entsprechen, werden sie häufig dafür abgewertet. Wie soll und darf ein Mann heute sein? Wie können wir Jungen helfen ihre Identität zu entwickeln und sie mit dem sehen und versorgen, was sie brauchen – Liebe und Zuneigung? Egal ob Prinzessinnenjunge oder Sandkastenkrieger, stellen sich Fragen:        

  • Wie können wir in unseren Einrichtungen eine Umgebung schaffen, in der alle Jungen* sich wohl fühlen?
  • Welche Identitätsangebote ermöglichen wir? Wie kann die Vielfalt von Jungen sichtbar werden?
  • Jungen*arbeit ist Beziehungsarbeit - wie schaffen wir es eine gute Beziehung aufzubauen und die Jungen auf ihrem Weg zu unterstützen?
  • Wie wurden wir im Bezug zu unserem Geschlecht selbst sozialisiert und wie beeinflusst uns das in der Arbeit mit Jungen*

 

Rückblick auf den Workshop:

Die Fachstelle für Jungen*- und Männer*arbeit hat am 25.03.2021 den Online-Workshop „Junge*, geht’s noch?! - Identität von Jungen*“ durchgeführt, an dem 20 Fachkräfte* aus verschiedenen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe teilgenommen haben.

Es ist immer noch ein Experimentierfeld, Angebote dieser Art in digitaler Form durchzuführen und Methoden der Jungenarbeit in digitale Räume zu übertragen. Hiermit möchten wir uns noch einmal herzlich bei den Teilnehmer*innen bedanken, sich auf dieses Experiment und somit auf neue Wege in der Bildungsarbeit einzulassen.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde ein Abschnitt aus dem aktuellen Buch „Prinzessinnenjungs“ von „Nils Pickert“ vorgelesen, welcher aufzeigt, dass es nicht den einen Jungen* gibt, sondern eine Vielzahl an Möglichkeiten besteht, Junge*sein auszuleben.

Im Anschluss haben die Teilnehmer*innen einen „typischen“ Jungen* gezeichnet, der ihnen in den Sinn kam, wenn sie an die Jungen* denken, die in ihrer Arbeitswelt präsent sind. Dies hat die Vielfalt von Jungen*bildern noch einmal verdeutlicht und sehr viele Eigenschaften aufgezeigt, die zum Junge*sein gehören können.

Anschließend beschäftigten wir uns in Kleingruppen in „Breakoutrooms“ mit Geschlechteranforderungen und Rollenbotschaften, mit denen Jungen und Mädchen in ihrem Alltag konfrontiert sind. Die Themenschwerpunkte waren:

-   Sexistischer Rap am Beispiel von GZUZ - „Warum“
-   Google-Suchergebnisse zum Thema Junge/Mädchen und Männlichkeit/Weiblichkeit
-   Spielzeug für Jungen*/Mädchen*
-   Zeitschriften für Jungen*/Mädchen

Anhand der gesammelten, stereotypen Geschlechterbotschaften wurden in einem Input Merkmale von patriarchal geprägten, sexistischen Aufwachsbedingungen für Jungen* abgeleitet und immer noch bestehende Ungleichgewichte und Machtverhältnisse von Männlichkeit und Weiblichkeit aufgezeigt.

Mithilfe des Modells der „Genderbreadperson“ wurde der Begriff „Geschlecht“ erweitert, welcher häufig ausschließlich auf biologische Merkmale reduziert wird. Das Modell erweitert die Ebenen von Geschlechtsausdruck, Geschlechtsidentität und sexuelle/romantische Orientierung.

Im letzten Teil des Workshops haben sich die Teilnehmenden mit persönlichen Geschlechterbotschaften und eigenen Werten beschäftigt und aus „Du sollst…“-Botschaften „Ich will…“-Sätze entwickelt. Aus diesen Wertvorstellungen können professionelle pädagogische Haltungen zur Vermittlung von Geschlechterbotschaften abgeleitet werden und mit größerer Klarheit auch in Teamdiskussionen eingebracht werden.

Im Nachgang wurden den Referenten noch wichtige Feedbacks zum Schaffen und Halten von „geschützten Räumen“ gegeben, was für die Weiterentwicklung ähnlicher Workshops sehr wertvoll ist.

Wir bedanken uns für die Teilnahme am Workshop und stehen für Fragen und die inhaltliche Vertiefung im Rahmen der Angebote gern weiterhin zur Verfügung!

 

Links, Tipps und Literaturhinweise:

Unser Pad, in dem wir gearbeitet haben, bleibt ein Jahr bestehen. https://pad.systemli.org/p/jungen_identit%C3%A4t-keep

Grundlagen

Modell „Balanciertes Jungesein“ - Reinhard Winter / Gunter Neubauer
http://www.gesunde-maenner.ch/data/data_10.pdf

„Männliche Suchbewegungen“ – Olaf Jantz
https://www.edugroup.at/fileadmin/DAM/Gegenstandsportale/Gender_und_Bildung/Dateien/Olaf_Jantz_Maennliche_Suchbewegungen_2003.pdf

Methoden der Jungenarbeit

Neuber, Nils. Supermann kann Seilchen springen, Borgmann Media 2009, ISBN 978-3938187517

Riederle, Josef. Kampfesspiele. Gibt es nur beim Autor unter: https://kraftprotz.net/material-bestellung/

Spiele, Impulse und Übungen Band 1

https://www.ev-jugend-westfalen.de/service/material-shop/detail/?tx_t3shop_pi3%5Bcontroller%5D=Fe%5CArticleDetail&tx_t3shop_pi3%5Boxid%5D=21&cHash=bbbb19b3734b2af8d8593b8af1d4dc79

Übungen und Impulse Band 2

https://www.ev-jugend-westfalen.de/service/material-shop/detail/?tx_t3shop_pi3%5Bcontroller%5D=Fe%5CArticleDetail&tx_t3shop_pi3%5Boxid%5D=2&cHash=08b0e33aac12c5cd167336ec4d939e16

Übungen und Impulse Band 3:

https://www.ev-jugend-westfalen.de/service/material-shop/detail/?tx_t3shop_pi3%5Bcontroller%5D=Fe%5CArticleDetail&tx_t3shop_pi3%5Boxid%5D=36&cHash=60d93fc7ee69c4960344e2be483102d1

Weitere Texte und Literaturhinweise

Das Buch aus dem Sascha vorgelesen hat, bietet einen populärwissenschaftlichen Zugang zu Jungen und ihren Herausforderungen in unserer Gesellschaft:
Nils Pickert - Prinzessinnenjungs - Wie wir unsere Söhne aus der Geschlechterfalle befreien
https://www.beltz.de/sachbuch_ratgeber/buecher/produkt_produktdetails/42813-prinzessinnenjungs.html

Ein weiteres aktuelles, populärwissenschaftliches Buch, welches einen guten Einstieg in die Themen um „toxische Männlichkeiten“ bietet:
Bola, J.J. Sei kein Mann : warum Männlichkeit ein Albtraum für Jungs ist. München Hanserblau 2020, Auflage: 1. Auflage. ISBN: 9783446267985.
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/sei-kein-mann/978-3-446-26798-5/

Ein guter Text über das Aufwachsen von Jungen
Kurt Möller - Männlichkeit, Mannhaftigkeit und Mannbarkeit: Wie aus Jungen Männer werden
https://www.bpb.de/apuz/144861/wie-aus-jungen-maenner-werden

Eine sehr übersichtliche Einordnung von Jungen*- und Mädchenarbeit bietet diese Buch, welches nicht nur für den KiTa-Bereich sehr zu empfehlen ist:  Tim Rohrmann, Christa Wanzeck-Sielert: Mädchen und Jungen in der KiTa. Körper, Gender, Sexualität. Verlag W. Kohlhammer (Stuttgart). Zweite erweiterte und überarbeitete Auflage 2018. ISBN 978-3-17-033423-6
https://www.kohlhammer.de/wms/instances/KOB/appDE/Paedagogik/Soziale-Arbeit/Maedchen-und-Jungen-in-der-KiTa-978-3-17-033423-6

Schon ziemlich alt, aber immer noch lesenswert sind die Texte von Uwe Sielert:
Sielert, Uwe. Praxishandbuch für die Jungenarbeit, Beltz Juventa 2010, ISBN 978-3779902614

Aktueller Beitrag aus der Landesarbeitsgemeinschaft Jungen*arbeit NRW:
https://www.medien-weiter-bildung.de/zocken-coden-pornokompetenz-geschlechterreflektierte-medienarbeit-mit-jungen/

Video der Bundesarbeitsgemeinschaft Jungen*arbeit. Was ist eigentlich Jungen*arbeit?:
https://www.youtube.com/watch?v=MKLmmV-V6Tk

Video mit Statements von Jungen*arbeitern „#Darum Jungen*arbeit“:
https://www.youtube.com/watch?v=RroGgqFjpFY


*Wir verwenden in das Sternchen (Asterisk *), um geschlechtliche Vielfalt abzubilden. Es nimmt Menschen aller Geschlechter in den Blick, auch diejenigen, die sich weder als männlich noch als weiblich definieren (wollen). Zugleich beinhaltet es die kategorische Unabgeschlossenheit von Geschlecht.

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