Ein Tag als Mitarbeiter der Männerschutzwohnung

Montag 10:30: Ich habe einen Termin Henrik (Name geändert) vereinbart. Henrik wohnt bereits seit 2 Monaten in der Männerschutzwohnung und musste die gemeinsame Wohnung mit seinem Freund schnell verlassen, weil sein Freund ihn immer wieder verprügelt hat. Er sucht eine eigene Wohnung und hat derzeit kaum Geld, weil er seine Arbeitsstelle aufgrund der hohen Belastung zuhause aufgeben musste. Ich helfe ihm dabei einen Antrag auf Arbeitslosengeld zwei zu erstellen und schaue mir mit ihm kurz den Wohnungsmarkt an.

Montag 12:00: Ich bin etwas erschöpft vom langen Gespräch mit Henrik, aber auch zufrieden, dass wir was geschafft haben. Ich esse kurz Mittag und trinke vor dem Gespräch mit Axel noch einen Kaffee.

Montag 12:30: Axel kommt an. Er ist sehr aufgeregt und fängt sogleich an mir seine Beziehungsgeschichte und alle Verletzungen zu erzählen, welche seine Freundin ihm sein Jahren antut. Das Ganze wirkt mir etwas wirr und ich bitte ihn erstmal zur Ruhe zu kommen, kurz ein- und auszuatmen und stelle ihm danach der Reihe nach ein paar Nachfragen zu seiner erlebten Gewalt. Nach etwa einer halben Stunde habe ich den Eindruck, dass Axel Tag für Tag massiver psychischer Gewalt ausgesetzt ist und unbedingt aus seiner jetzigen Wohnung muss. Da wir in der Männerschutzwohnung derzeit einen Platz frei haben, biete ich ihm an bei uns für drei Monate einzuziehen. Er willigt ein. Da, ich heute nicht mehr genug Zeit habe, ihn zur Wohnung zu bringen und Hausordnung etc. zu erklären, frage ich ihn ob er es noch ein bisschen in seiner jetzigen Lage aushält und ihm ein Termin am Mittwoch recht ist. Er sagt solang er einen Unterschlupf vor seiner jetzigen Situation bekommt, sei ihm alles recht. Wir vereinbaren also einen Termi9n für Mittwoch-Vormittag und verabschieden uns.

Montag 14:00: Nach den intensiven Beratungsterminen, habe ich heute kein Gespräch mehr, aber noch ein bisschen Finanzkram zu tun. Für heute steht die Weiterarbeit am Jahres-Sachbericht an. Das ist ein Bericht in dem wir gegenüber unserem Finanzierungsgeber beschreiben, was wir im letzten Jahr gemacht haben. Ich finde den Sachbericht ein bisschen langweilig, aber gleichzeitig auch irgendwie schön, weil ich gemütlich bei einem Kaffee im warmen sitzen kann und beim Bericht schreiben, das letzte Jahr noch einmal in mir reflektieren kann. Ich schreibe bis 16:30 den Bericht und gehe danach zufrieden heute ein bisschen was geschafft zu haben, nach Hause.

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